13. Dezember 2006 |
Mein liebes
Sternenkind,
ein Jahr ist wieder
vergangen. Ein stilles Jahr für uns beide. Ich habe hier nichts mehr
geschrieben, weil vieles nicht mehr so ist, wie es war. Aber meine
Gedanken sind jeden Tag bei dir. Es gibt viele Momente, in denen ich
wünschte die Zeit zurück drehen zu können und dich wieder zu holen.
Begreifen werde ich es wohl nie. Immer bleibt der Gedanke des "NIE".
Sag niemals nie, stimmt in diesem Falle nicht. Es bleibt ein NIE, du
bleibst hinter dem Vorhang, der uns so verborgen bleibt. Und was
immer ich auch tue - muss ich mir doch die Antwort selbst geben, was
du dazu sagen würdest, was du denken würdest. Wie sehne ich mich
nach der Zeit, als wir zusammen im Auto Weihnachtslieder sangen,
Plätzchen backten und so manchen gemeinsamen Weihnachtsbummel
machten. Du meistens mit irgendeiner Suche nach einem
Wichtelgeschenk. Dann muss ich mich erinnern, dass du heute 20 Jahre
wärst und vielleicht gar nicht mehr zu Hause, vielleicht alles
sowieso anders wäre. Dann erst merke ich, wie die Zeit für dich und
mich stehen geblieben ist. Egal, welche Gedanken ich auch habe, für
mich bleibst du die 16-jährige und die Erinnerungen an eine schöne,
fröhliche und manchmal auch stressige Zeit. Es gibt nichts neues
mehr. Außer die neuen Gestecke auf deinem Grab, die neuen Engel auf
deiner Truhe, die neuen Mühen, dich in Bildern festzuhalten. Es ist
das Einzige, was geblieben ist und der spürbare Herzschmerz, wenn
ich an dich denke. Der hört wohl nie auf. Die Tränen, wenn ich dich
in Liedern wieder finde und die Sehnsucht übermächtig wird. Immer
wieder wünsche ich mir, dir nur mal im Traum zu begegnen, dich im
Traum zu fühlen. Aber in der Nacht gibt es diese Träume nicht, es
sind meine Tagträume, die mir die Chance geben, dich zu spüren. Ich
stell mir vor, dass du unser Engel bist, der all unsere Wege
begleitet, dass du nach jedem schaust und jedem, wenn er Hilfe
braucht, ganz leise den Weg zeigst. Nur das hilft mir, zu glauben,
dass du ganz nah bist. Und der Wunsch, wenn meine Zeit hier vorbei
ist, dass du dann da bist auf der anderen Seite des Regenbogens und
wir uns ganz fest in die Arme schließen und all das nachholen, was
uns hier so jäh genommen wurde. Immer wenn ich schreibe merke ich,
wie schwer sich körperliche Sehnsucht in Worte fassen lässt. Und
seit Wochen schon quetschen sich Worte dazwischen wie "... zum
vierten mal...", "... das fünfte Jahr ohne dich beginnt..." und ich
will das eigentlich nicht hören. Und ich kann auch die
Adventswünsche nur schwer ertragen, obwohl ich mich selbst darum
bemühe jedem einen friedlichen Advent zu wünschen.
Mein liebes
Sternenkind, nichts von all dem was in der Zwischenzeit passiert
ist, kann die Sehnsucht lindern, dich in meine Arme schließen zu
wollen. Nichts und niemand kann die Lücke füllen, denn du warst
einmalig, so wie jeder andere einmalig ist. Die Lücke wird bleiben
und ich muss einen Weg finden, mit dem Unbegreifen zu leben. Ich
kann dir nur danken, dass du meine süße kleine Tochter warst, die
sich so friedvoll die Haare hat machen lassen, mit mir gebastelt
hast und so viele andere Dinge getan hast, die meine Erinnerungen
liebevoll nähren.
Vermissen werde ich
dich mein Leben lang, weh tun wird es immer und begreifen werde ich
es sicher nie. Warum du? Warum so früh? Die Antworten weißt nur du!
Ich küsse dich,
schicke dir meine Tränen und auch mein Lächeln ins Sternenzelt, ein
Kerzenlicht und eine lange liebevolle Umarmung
Deine Mama
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