Mein geliebtes Kind,
Mein geliebtes
Kind,
immer am Ende
eines Jahres bricht mein Herz aufs neue.
Die Welt ist
bunt und fröhlich und ich treffe mich im Dezember mit ganz vielen,
die ein Kind beweinen. Ich frage schon lange nicht mehr nach dem
"Warum?" . Es macht keinen Sinn, es hilft nicht und es finden sich
keine Antworten. Nur tiefe Traurigkeit, schmerzlichst empfundenes
Vermissen und unerfüllte, quälende Sehnsucht.
Deine Lücke
füllt nichts und niemand.
Auch wenn die
Zeit wieder fließender für mich geworden ist, ich wieder von Herzen
lachen und Glücksmomente ganz tief empfinden kann, mein Leben
lebe mit all meinen Lieben um mich herum. All das verhindert nicht
die Abstürze, das Taumeln und Strudeln. Und diese Zeit ist wie eine
riesige Unwirklichkeit für mich. Ich sehne mich zu der Zeit hin, an
der ich mich in in diesen Tagen werde verkriechen können, einfach zu
Hause bleiben und kein zwanghaftes Lächeln aufsetzen muss, wenn mein
Tränenfass zum Überlaufen voll ist.
Es gibt so viele
Erinnerungen an diese Tage vor 13 Jahren und all die Jahre davor.
Manche verschwimmen und verschmelzen zu unscharfen, aber glücklichen
Momenten. Lieder die wir zusammen gesungen haben, dich kleine
Tanzmaus zu Weihnachtsbällen, unsere Plätzchenbackereien (was für
ein Wahnsinn mit sechs kleinen Kinderhändchen in einer Miniküche),
deine Weihnachtsmäuse - all die schönen advent-weihnachtlichen
Stunden. Es ist ein großes Glück, dass ich all das mit dir, mit euch
Kindern erleben durfte. Aber es ist auch so schmerzhaft zu wissen,
dass du nie wieder mit uns an einem Tisch sitzen wirst, lachen,
streiten, kichern, albern - einfach da sein. Im HIER und JETZT. Ganz
selbstverständlich. Einfach nur leben.
Für dich gibt es
das nicht mehr - nie mehr - es ist dir genommen worden. Und für uns
alle, die wir dich liebten und behüteten, nicht mehr so wie vor 13
Jahren.
Und so habe ich
in diesen Tagen große Mühe, den Deckel immer fest zuzuhalten, so
wenig wie möglich diesen furchtbaren Erinnerungen nach draußen
dringen zu lassen. Das kostet mich jedes Jahr aufs neue so viel
Kraft und Lebendigkeit. Ich fühle mich wie erstarrt in jedem dieser
dreizehn vergangenen Dezember.
Tröstlich jedes
Jahr wieder im Dezember ist für mich das Treffen mit all den
verwaisten Eltern, die um ihr Kind weinen. Dieses Jahr war es
besonders schön. All eure Namen wurden noch einmal laut
ausgesprochen. Ich möchte so oft deinen Namen nennen. Dein Name bist
du.
Du warst - bist
- und wirst immer sein - meine, unsere
Sandra !
Geboren - gelebt
- geliebt - verliebt - genommen.
Fühle dich
umarmt und liebevoll gestreichelt.
Im Herzen immer
bei mir, überall dabei, in Gedanken gewärmt und tief geliebt
deine Mama
*weiter*
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